Süßwasser | Fleischfresser | Tagaktiv | Bewohner großer eurasischer Flüsse | 40–100 cm | Bis zu 22–25 Jahre
Der Sterlet (Acipenser ruthenus) ist der kleinste aller Störarten und kommt in großen Flüssen Eurasiens vor, die ins Schwarze, Kaspische und Weiße Meer münden. Er zeichnet sich durch einen langgestreckten Körper mit Reihen von Knochenschildern (Scutes) sowie eine lange, spitze Schnauze mit sensorischen Barteln aus. Der Sterlet lebt in Schwärmen nahe dem Flussgrund und besitzt im Erwachsenenalter keine Zähne. Diese langlebige Art kann über zwei Jahrzehnte alt werden und erreicht in freier Wildbahn Längen von bis zu 100 cm, wobei gelegentlich auch größere Exemplare gefunden werden. Die Art gilt als bedroht und wird von der IUCN aufgrund von Überfischung, Lebensraumverlust und der Unterbrechung ihrer Wanderungen derzeit als gefährdet (EN) eingestuft.
Verbreitung
Der Sterlet ist in Eurasien weit verbreitet. Er lebt vorwiegend in großen Flüssen, die in das Kaspische Meer, Schwarze Meer, Asowsche Meer und Weiße Meer münden, sowie in sibirischen Flusssystemen bis zum Jenissei. Wandernde (anadrome) Populationen sind verschwunden, und sein Verbreitungsgebiet hat sich infolge menschlicher Eingriffe und Habitatfragmentierung stark verkleinert. Zucht- und Wiederansiedlungsprogramme unterstützen heute sein Überleben, etwa im mittleren und oberen Donaugebiet.
Lebensraum
Diese Art lebt ausschließlich im Süßwasser und bevorzugt große, tiefe Flüsse mit starker Strömung sowie sandigem oder kiesigem Grund. Sie benötigt gut durchlüftetes Wasser mit kühlen Temperaturen (10–18 °C).
Während der Flut in den Flüssen kann er überflutete Gebiete aufsuchen, um nach Nahrung zu suchen. Obwohl sie auch in Teichen gezüchtet wird, bleibt ihr natürlicher Lebensraum der tiefe, saubere Flussabschnitt mit kräftiger Strömung.
Lebensweise und Verhalten
Der Sterlet zeigt eine deutliche Anpassung an die bodenbewohnende Umgebung, was sich in Sozialverhalten, Tagesaktivität, Fortpflanzungsstrategien und ökologischer Rolle widerspiegelt.
Sozialverhalten:
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Er lebt in Bodennähe in Schwärmen, ist gesellig, nicht territorial, und teilt seinen Lebensraum mit anderen Bodenfischarten.
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Vor allem Jungtiere und nicht laichende Erwachsene bilden Gruppen.
Tagesaktivität:
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Diese Störart ist hauptsächlich tagaktiv: Tagsüber sucht sie mithilfe ihrer empfindlichen Barteln am Flussgrund nach Nahrung.
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Nachts oder bei geringer Aktivität hält er sich in der Nähe des Flussbetts auf, wo er ruht oder nahe am Flussboden bleibt.
Fortpflanzung:
- Der Sterlet ist eine eierlegende Art. Während der Laichzeit im Frühjahr wandern die erwachsenen Tiere flussaufwärts zu Kies- oder Steinböden mit starker Strömung, wo die Weibchen zwischen 10 000 und 150 000 Eier ablegen.
- Die Eier haften am Substrat und schlüpfen nach etwa vier Tagen.
- Männchen werden mit 3–5 Jahren, Weibchen mit 5–8 Jahren geschlechtsreif; sie können sich alle 1–2 Jahre vermehren.
Ökologische Rolle:
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Als Bodenräuber spielt der Sterlet eine wichtige Rolle im Flussökosystem. Er ernährt sich von wirbellosen Bodentieren und kleinen Fischen.
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Seine seitlichen Knochenplatten (Scutes) schützen vor Fressfeinden, während die Barteln helfen, Beute in trübem Wasser aufzuspüren.
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Das Fehlen von Zähnen im Erwachsenenalter beeinflusst seine Ernährungsweise.
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Der Sterlet reagiert empfindlich auf Verschmutzung und Flussbegradigungen und gilt daher als Indikator für die ökologische Wasserqualität.
Ernährung
Natürlicher Lebensraum:
- Weichtiere, Krebstiere und kleine Fische.
- Insektenlarven und andere benthische Wirbellose.
Aquarienhaltung:
- Eiweißreiches Futter tierischen Ursprungs.
- Spezialfutter für Störe und Bodenfische.
- Ergänzungsfuttermittel mit Larven, Fischmehl und weiteren Zutaten für bodenbewohnende Fische.
Schutzstatus
Der Sterlet (Acipenser ruthenus) ist laut der Roten Liste der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) als Gefährdet (EN) eingestuft.
Die Hauptbedrohungen sind Überfischung (insbesondere wegen seines Fleisches und Kaviars), die Fragmentierung und Verschmutzung seines Lebensraums, verursacht durch Talsperren, Kanäle und andere Hindernisse, die seine reproduktiven Wanderungen behindern und die natürliche Fortpflanzung erheblich verringern.
Derzeit werden in verschiedenen europäischen Ländern Zuchtprogramme in Gefangenschaft, Wiederaussetzungen und Lebensraumrenaturierungen durchgeführt. Dennoch sind die Wildbestände in vielen Regionen rückläufig, sodass dringende und koordinierte Schutzmaßnahmen erforderlich sind.