Mittwoch, 30 Dezember 2020 00:44

Interview mit Patricia Campos, Technische Direktorin und Kuratorin des Poema del Mar Aquariums

Quelle: https://tribunadecanarias.es/descargas/Entrevista-Patricia-Campos-Tribuna_Noviembre_2020.pdf

Es war ein kompliziertes Jahr, die gesamte Loro Parque Gruppe, einschließlich des Poema del Mar, musste ihre Türen schließen, um die Gesundheit der Besucher und Mitarbeiter zu schützen. Wie haben Sie diese langen Monate im Aquarium erlebt?

Um die Gesundheit der Mitarbeiter und Besucher zu schützen, musste das Poema del Mar seit dem 15. März geschlossen bleiben, ebenso wie der Rest der Einrichtungen der Unternehmensgruppe. Es waren, sind und werden ein paar sehr schwierige Monate sein, vor allem aber können wir leider unsere Türen nicht mehr für Besucher öffnen, die unsere Tiere so gern sehen möchten.

Für das gesamte Biologenteam, das für die direkte Pflege der Tiere zuständig ist, und für das technische Team, das die Einrichtungen instand hält, hat sich jedoch nichts an der täglichen Arbeit geändert, da die Fische und Tiere natürlich nichts von dieser Situation mitbekommen, sondern 365 Tage im Jahr ihre Pflege und Aufmerksamkeit benötigen, egal was passiert.

Es ist gut für uns, dass das Leben weitergeht. Denn wir haben das Glück, dass unsere Arbeit die gleiche bleibt, dass wir unsere Tiere weiterhin gesund sehen können und dass wir sogar an Ereignissen teilhaben, die eine Errungenschaft für die Wissenschaft und die Biologie sind, wie z.B. die Geburt der Seedrachen.

Für den Präsidenten des Unternehmens, Herrn Kiessling, steht die Gesundheit der Tiere an erster Stelle. Das hat er seit Beginn der Pandemie deutlich gemacht, indem er das Futter sicherstellte und sich darum kümmerte, dass wir alle gesund bleiben, um weiter für die Tiere sorgen zu können. Die traurige Seite von all dem ist, dass wir im Moment nicht für die Öffentlichkeit öffnen können.

 

Was die regelmäßigen Besucher beschäftigt hat, war, dass die Unterwasserwelt im Poema del Mar auch weiterhin in perfektem Zustand bleibt. Das bleibt sie, denn Sie haben zu keinem Zeitpunkt aufgehört zu arbeiten. Stimmt das?

In der Tat, wir haben weitergearbeitet. Es ist merkwürdig, wenn man Freunde und Familienangehörige trifft, die erzählen, wie sie diese Zeit der Pandemie mit der Ausgangssperre erlebt haben, denn wir hatten keinen einzigen Tag Ausgangssperre. Wir haben nicht aufgehört, zur Arbeit zu gehen, während sonst niemand auf den Straßen war.

Wir haben diese Situation aus einer ganz anderen Perspektive erlebt.


Zweifellos ist Poema del Mar eine wunderbare Ausstellung, die allen, die sie aus nächster Nähe sehen wollen, die Meereswelt zugänglich macht. Aber wir dürfen auch nicht die großartige Naturschutz- und Forschungsarbeit vergessen, die hier geleistet wird. Vielleicht ist dies einer der wichtigsten Aspekte, vor allem für Sie, als technische Leiterin und Kuratorin...

Zweifelsohne ist dies ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Das heißt, ein wichtiger Teil unserer Arbeit besteht darin, die Biologie der einzelnen Arten zu verstehen und wie man sie schützen kann. Wir müssen zudem dafür sorgen, dass dieses Wissen in der Natur angewendet werden kann. Es ist Teil unserer Arbeit, dass das, was man mit den Tieren in menschlicher Obhut lernt, dann für den Schutz der Tiere in der Natur genutzt wird. Eine sehr wichtige Aufgabe.

Tatsächlich sind wir dank unseres Wissens über die Tiere in menschlicher Obhut ständig in die Arbeit mit Tieren in ihrer natürlichen Umgebung mit einbezogen.

 

Sie leisten auch eine großartige Aufklärungsarbeit bei Kindern, was sehr wichtig ist. Was können Sie uns dazu sagen?

Ja, in 2020 waren alle Angebote für Schulen auf der Insel ausgebucht, weil wir mit ihnen gerne die Begeisterung und die Fähigkeit zu staunen teilen. Es ist wichtig, mit den neuen Generationen zu teilen, was uns am Herzen liegt und was wir als Grundlage für den Schutz unseres Planeten betrachten.

 

Was erwartet die Besucher, wenn sie das Poema del Mar besuchen?
Der Rundweg ist eine Reise durch das Leben, das mit dem Element Wasser verbunden ist. Er beginnt mit einer Reise durch Südamerika, führt durch den Dschungel, verschiedene Süßwasserflüsse und zeigt, wie diese in die Ozeane münden. Eine Reise, auf der man dem natürlichen Kreislauf des Wassers folgt.

Sozusagen eine Übersicht über alle mit Wasser in Verbindung stehenden Ökosysteme.

 

Welche "besonderen", nicht oft vorkommenden Arten gibt es im Poema del Mar zu sehen?

Es gibt zahlreiche Arten, denn im Poema del Mar haben wir mehr als 450 Tierarten. Insgesamt nicht mehr und nicht weniger als 30.000 Lebewesen, um die wir uns täglich kümmern.

Wir haben viele besondere Arten, in letzter Zeit haben die Seedrachen viel Aufmerksamkeit erregt, da sie eine endemische Art Australiens sind, die besondere Pflege benötigt, weil sie sehr empfindliche Tiere sind. Ich hebe diese Spezies hervor, aber ich könnte noch viele andere Süßwasserarten nennen, z.B. haben wir Chamäleons, Landschildkröten, verschiedene Amphibienarten, Seepferdchen und Fische, die aufgrund ihrer Tarnfähigkeit oder ihres Giftes besonders sind...

Im Poema del Mar gibt es eine große Vielfalt an interessanten Tieren zu sehen.

 

Poema del Mar ist das erste europäische Aquarium, das wie bereits berichtet, geschafft hat, die australischen Seedrachen zu züchten. Was bedeutet das für das Aquarium?

Zunächst einmal spiegelt es unsere tägliche Arbeit sehr gut wider. Die Pflege dieser Tiere ist sehr anspruchsvoll, sie benötigen täglich ein spezielles Futter, zum Beispiel Lebendfutter. Jede noch so kleine Veränderung der Wasserqualität oder Stress durch Blitzlichtaufnahmen oder Schläge gegen die Acrylglasscheibe kann für sie sehr verstörend sein. Manchmal wissen das die Besucher nicht.

Es sind auch Tiere, die eine tierärztliche Betreuung benötigen. Sobald wir Anzeichen feststellen, dass es einem Tier nicht gut geht, führen wir eine Untersuchung durch.

Es ist eine Aufgabe, die wir als Team erledigen, von demjenigen, der sich um die Wasserwerte kümmert, über denjenigen, der das spezielle Futter bereitstellt, bis hin zum Tierarzt.

 

Ich kann mir vorstellen, dass das ganze Team eine besondere Ausbildung haben muss, um sich um solch empfindliche Arten und so viele Tiere kümmern zu können. Insofern gehen Sie, sozusagen "die extra Meile", oder?

Genau, tatsächlich erfordert unser Beruf eine Menge Wissen, aber ich würde sagen, dass ich durch die Erfahrungen in all den Jahren meine Leidenschaft für unsere Arbeit entwickelt habe. Leidenschaft ist für diese Arbeit unerlässlich, denn schließlich opfert man viel Zeit. Wenn andere nicht zur Arbeit gehen können, müssen wir gehen, wenn ein Tier krank wird, müssen wir bei ihm bleiben, wie eine Mutter bei ihrem Kind.

 

Wissen kann man mit Training und Erfahrung erwerben, wir können eine Person anlernen, die keine Ahnung von Quallen hat, aber die Leidenschaft muss die Person in sich tragen.
Aus Ihrer Sicht als Spezialistin, was unterscheidet das Poema del Mar von anderen Aquarien in Europa oder auf der ganzen Welt? Was macht es besonders?

Es ist ein Rundgang auf 12.000 Quadratmetern, in einem architektonisch sehr außergewöhnlichen Gebäude, in dem man das Wunder Natur erleben kann, vom Dschungel bis zum Meer, obwohl man sich in einem Gebäude befindet.

Wir haben das weltweit größte geschwungene Panoramafenster in einem Aquarium, das aus Acryl besteht. Das macht das Poema del Mar so einzigartig. Wir haben in unserem Hauptbecken mehr als fünf Millionen Liter Salzwasser, in dem zahlreiche Arten von Haien und Rochen zuhause sind.

Wir bieten das wunderbare Erlebnis, zahlreiche Arten zu erleben, die aus dem Indischen Ozean, dem Pazifik, dem Atlantik oder dem Roten Meer stammen. Darüber hinaus auch Tiere anderer Arten wie Reptilien und Amphibien.

 

Haben Sie irgendwelche interessanten Projekte, an denen Sie jetzt oder mittelfristig arbeiten?

Ja, wir arbeiten ständig an Innovationen. Ich kann nicht viel von dem verraten, was wir tun, aber ich kann sagen, dass wir von der Tierwelt wissen, dass sie nicht mit den Tieren, die es heute gibt, angefangen hat, sondern dass es prähistorisch andere Tiere gab, die die Erde bevölkerten. Das Poema del Mar möchte einen Schritt zurück in die Geschichte der Biologie machen.

Es wird gezeigt, wie die Tiere, die heute auf der Erde leben, durch die Evolution aus früheren Arten entstanden sind. Dies ist ein Projekt, an dem wir heute arbeiten.

 

Abschließend: Freuen Sie sich schon darauf, wieder tausende strahlende Gesichter in Ihren Einrichtungen zu begrüßen?

Wir freuen uns wirklich darauf und vermissen es, die Wunder, die wir in unseren Aquarien haben, mit den Menschen, die uns besuchen, teilen zu können. Wir freuen uns darauf, die Türen wieder zu öffnen, sobald die Situation es erlaubt.